Berufsbildung
Erfreuliche Entwicklung der Anzahl Lernenden
Gut ausgebildete Fachkräfte sind das A und O für die Zukunft – auch im Berufsfeld Landwirtschaft. Sie sind sowohl innerhalb der Landwirtschaft wie in den vor- und nachgelagerten Bereichen sehr gefragt. Die Entwicklung der Anzahl Lernenden im Berufsfeld Landwirtschaft und deren Berufe ist deshalb erfreulich: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese um 5 % von 3407 auf 3565 erhöht. Beim Beruf Landwirt/in mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ stieg die Anzahl Lernende innert Jahresfrist um rund 4 %. Der steigende Trend der Vorjahre hält damit an. Der Anteil Zweitausbildner – diese steigen im zweiten Lehrjahr in die Ausbildung ein – ist weiterhin hoch. Ebenso erhöhten sich in den letzten zwei Jahren die Zahlen bei den Erstausbildnern. Bei den Spezialberufen sind die Schwankungen etwas grösser – aber auch hier ist ein positiver Trend spürbar. Die zweijährige Attestausbildung zum Agrarpraktiker/in mit Eidgenössischem Berufsattest EBA hat sich in der Bildungssystematik etabliert. Die Organisation der Arbeitswelt (OdA) AgriAliForm setzt alles daran, dass auch in Zukunft genügend qualifizierte Berufsleute mit den richtigen Kompetenzen ausgebildet werden, um den Bedarf bei der Hofnachfolge und in den vor- und nachgelagerten Bereichen zu decken.
Hauptmotive, weshalb Jugendliche einen Beruf aus dem Berufsfeld Landwirtschaft lernen möchten, sind nach wie vor die Arbeit in und mit der Natur, der Umgang mit Tieren, dem Boden, den Maschinen, die Vielfalt und die hohe berufliche Selbständigkeit. In der Landwirtschaft leiten die Ausbildner meist auch ihren eigenen Betrieb. Sie vertrauen den Lernenden Tiere und Maschinen an. Die Lernenden essen gemeinsam mit der Betriebsleiterfamilie und bekommen automatisch viele Entscheidungen über den Betrieb mit. Sie spüren dadurch täglich das Unternehmertum. Die Berufsfachschule und der Lehrbetriebswechsel sind weitere zentrale Elemente, die einen Beruf aus dem Berufsfeld Landwirtschaft attraktiv machen und die vielseitige Ausbildung abrunden.
Die OdA AgriAliForm vereint die Organisationen aus dem Berufsfeld Landwirtschaft, die sich in der beruflichen Aus- und Weiterbildung engagieren. Sie ist Ansprechpartnerin in Fragen der beruflichen Grundbildung und der höheren Berufsbildung für die ganze Schweiz. Ein gemeinsames Engagement in der Berufswerbung ist unerlässlich. Die Berufe der Landwirtschaft sollen in der Öffentlichkeit als modern, vielseitig, zukunftsträchtig und mit einem positiven Image wahrgenommen werden. Denn trotz aller Unsicherheiten im politischen und wirtschaftlichen Umfeld übt der Landwirt/die Landwirtin einen tollen, vielseitigen und modernen Beruf aus.
Berufsmeisterschaften: wichtiger Pfeiler der Berufswerbung
Berufsmeisterschaften sind auch im Berufsfeld Landwirtschaft sehr beliebt. Dank einer hohen medialen Aufmerksamkeit sind sie zu wichtigen Werbeträgern und Botschaftern für die Berufsbildung geworden. Sie transportieren die Botschaften junger Menschen und ihrer hervorragenden Berufskarrieren. Zudem dienen sie einer verstärkten Entwicklung beruflicher Identität, um Qualitätsarbeit auf höchstem Niveau zu unterstützen.
Nach den positiven Erfahrungen an den SwissSkills 2014 in Bern entschied sich die OdA AgriAliForm, 2016 zum ersten Mal eine eigene Berufsmeisterschaft unter dem Label AgriSkills‘16 durchzuführen. Am Landwirtschaftlichen Zentrum Agrilogie in Grange-Verney trafen sich während vier Tagen 44 junge Berufsleute aus den Berufen Landwirt/in, Winzer/in und Weintechnologe/in zu ihrer Meisterschaft. Die übrigen Berufe aus dem Berufsfeld präsentierten sich mit Demonstrationen und Attraktionen. Eine durchwegs gelungene Premiere, die nicht nur bei den Kandidierenden gut ankam. 17 Schulklassen der Oberstufe liessen sich an den Meisterschaften über die Möglichkeiten und die Vielfalt der Berufe informieren.
Die Organisatoren sind mit dieser ersten Ausgabe zufrieden. Die gesetzten Ziele wurden erreicht: die Bewerbung der attraktiven Berufe im Berufsfeld Landwirtschaft sowie das Aufzeigen der Motivation des landwirtschaftlichen Nachwuchses. Die AgriSkills sind mit verdienten, kompetenten und fairen Siegern zu Ende gegangen. Die Rückmeldungen waren äusserst positiv.
Mit dem Thema der Berufswettbewerbe setzte sich Frau Prof. Dr. Margrit Stamm, Direktorin des Forschungsinstituts Swiss Education, zusammen mit ihrem Team in einer umfangreichen Studie auseinander: was steckt hinter den jungen Berufsleuten, welche in solchen Wettbewerben die ersten Ränge belegen? Warum sind sie so erfolgreich? Sind sie Glückspilze, die mit goldenen Händen und einem klugen Kopf ausgestattet wurden? Oder mussten sie sich ihren Erfolg hart erarbeiten? Und was brachte ihnen der Erfolg für ihre weitere Laufbahn?
Diesen Fragen ging Prof. Stamm in Interviews mit rund 200 erfolgreichen jungen Berufsleuten aus allen Branchen, die an den SwissSkills teilgenommen hatten, nach. Die Ergebnisse sind eindrücklich. Sie verweisen auf die grosse Bedeutung von Berufswettbewerben sowohl für die persönliche Entwicklung als auch die berufliche Karriere. Für Prof. Stamm sind Berufswettbewerbe deshalb vielleicht das wichtigste Förderinstrument überhaupt, wenn es um die Attraktivität der Berufsbildung und die Förderung der Leistungsexzellenz geht. Sie sind aber auch die beste Werbung:
für die Berufsbildung generell, spezifisch für die Anwerbung eines geeigneten Nachwuchses;
für die Motivierung von Berufsfachschulen und Betrieben, dass sich ein Engagement für die besondere Förderungen leistungsstarker Berufslernender und damit des Fachkräftenachwuchses langfristig auszahlt;
als Informations- und Überzeugungsgrundlage für bildungsambitionierte Eltern, die ihren Nachwuchs eigentlich lieber im Gymnasium sehen würden;
mit den Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern als neuen Vorbildern für die heranwachsende Generation.
Prof. Stamm formuliert in ihrem Fazit folgende sechs Empfehlungen:
1. | Die Rekrutierungspraxis bei der Suche nach guten Lernenden muss wegkommen vom alleinigen oder zumindest sehr starken Fokus auf Schulniveau und Noten. |
2. | Bei den überaus positiven Auswirkungen der Berufsmeisterschaft geht es darum, diese früh auch als Sprungbrett für die weitere Berufsentwicklung zu berücksichtigen. |
3. | Für beeindruckende Ergebnisse an Berufsmeisterschaften braucht es mehr Selbstkompetenztrainings. |
4. | Der harte Weg an die Leistungsspitze soll herausgehoben werden. Es braucht deshalb Massnahmen, welche diesen Weg honorieren und dadurch auch Anreize für junge Talente bieten. |
5. | Das Elternhaus hat eine enorm hohe Bedeutung, sowohl im Hinblick auf die Anmeldung als auch auf die Begleitung während der Vorbereitung. Eltern sind deshalb als einflussreiche Meinungsmacher ins Boot zu holen. |
6. | Die Ergebnisse zur Vorbildwirkung zeigen, dass Medaillengewinnerinnen und -gewinner systematisch als Modelle und Mentoren eingesetzt werden sollten. |
Die Untersuchungen und Resultate dieser Studie können praktisch 1:1 auf die Berufe des Berufsfelds Landwirtschaft und deren Berufe übertragen werden. Qualität und Vielfalt im Berufsfeld Landwirtschaft sind top. Diese Attraktivität ist nun noch verstärkt zu nutzen, um den potenziellen Berufsnachwuchs und deren Beeinflusser vom Weg einer Berufsbildung zu überzeugen und deren Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen. Die Durchführung von Berufsmeisterschaften wird auch künftig ein zentraler Pfeiler der Berufswerbung sein.
Martin Schmutz, Schweizer Bauernverband, Agriprof
Kontakt: Anton Stöckli, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation, Evaluation, anton.stoeckli@blw.admin.ch
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