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Rund 60 % aller Lebensmittel, die in der Schweiz konsumiert werden, stammen aus inländischer Agrarproduktion. Damit ist die Landwirtschaft ein wichtiges Glied in der Lebensmittelkette. Das europäische Konzept «from farm to fork» beschreibt diese Wertschöpfung vom Erzeuger zum Verbraucher bildhaft. Die Risiken im Zusammenhang mit der Agrarproduktion (vgl. Tabelle) werden genau unter die Lupe genommen, um mittels geeigneter Massnahmen zu gewährleisten, dass die Lebensmittel, die an die Konsumentinnen und Konsumenten gelangen, keine Gefahr darstellen.

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Im Pflanzenbau gehören Verunreiniger wie Mykotoxine, pathogene Mikroorganismen, Pflanzenschutzmittelrückstände oder Schwermetalle zu den Hauptrisiken, die in direktem Zusammenhang mit der menschlichen Gesundheit stehen. Auch der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie die Bodenbearbeitung beeinflussen die Wasser-, Boden- und Luftqualität.

Bei der Tierproduktion sind es die Haltung, die Fütterung und der Umgang mit den Nutztieren, die immer höhere Anforderungen bezüglich Leistungsoptimierung und Gesundheitsmanagement des Bestandes und nicht zu vergessen des Tierwohls erfüllen müssen, um sicherzustellen, dass Lebensmittel tierischen Ursprungs keine Gesundheitsgefahr darstellen und die Erwartungen der Bevölkerung erfüllen. Die Tiergesundheit kann zwar nicht in jedem Fall in einen direkten Zusammenhang zur Lebensmittelsicherheit für Konsumentinnen und Konsumenten gestellt werden, doch kann sie die Verbreitung von Resistenzen gegenüber Antibiotika begünstigen, wenn letztere unsachgemäss verwendet werden. Und schliesslich belasten die tierischen Ausscheidungen die Umwelt mit Ammoniak, Schwermetallen und Phosphor, was die Gesundheit der Bevölkerung indirekt beeinträchtigen kann.

Mit der Anwendung bewährter Verfahren können diese Risiken in Schranken gehalten werden. Sie tragen dazu bei, dass die gesetzlich vorgeschriebenen und wissenschaftlich begründeten Höchstwerte eingehalten werden. Die Entwicklung der Anbaumethoden, der Inputs in der pflanzlichen und tierischen Produktion sowie der Tierhaltungsmodelle erfordert viel Aufmerksamkeit und laufende Anpassungen. Deshalb verfolgt das BLW diese Entwicklungen und sorgt dafür, dass die Akteure der Agrarproduktion diese im Herstellungsprozess berücksichtigen.

Was die Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit der Primärproduktion angeht, konzentriert das BLW seine Tätigkeiten heute insbesondere darauf, PCB-Rückstände in tierischen Produkten zu vermeiden, Pflanzenschutzmittel zu kontrollieren, die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zur Hygiene in der Primärproduktion zu überwachen und durchzusetzen sowie das Vorkommen von Toxinen oder pathogenen Mikroorganismen in Futter- und Lebensmitteln zu verhindern. Im Rahmen der Strategie zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen (StAR) arbeitet das BLW an spezifischen Massnahmen für die tierische Primärproduktion, um die entsprechenden Risiken zu mindern. Diese Fragen werden in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Bundeseinheit für die Lebensmittelkette (BLK) wie auch mit den Fachstellen für Landwirtschaft, Lebensmittelkontrolle oder Veterinärwesen der Kantone behandelt.

Beispiele für Gefahren und Risiken für die Gesundheit im Zusammenhang mit der Agrarproduktion

Landwirtschaftliche Tätigkeit, Inputs, externe Faktoren    Gefahren    Risiken    
Pflanzenschutzmittel (PSM)    Rückstände auf Agrarprodukten
Entweichen in die Umwelt
Entwicklung von Resistenzen gegenüber PSM    
Mangelnde Qualität der Lebensmittel, Wasser-verschmutzung, Fehlen von Mitteln zur Bekämpfung von pathogenen Organismen und Schädlingen    
Wasser zur Bewässerung oder zum Tränken der Tiere, Organische Dünger, Hygiene der Angestellten    Pathogene Mikroorganismen auf Pflanzen und Tieren, die der Herstellung von Lebensmitteln dienen    Mangelnde mikrobiologische Qualität pflanzlicher Lebens-mittel, Erkrankung von Tieren    
Anbaumethoden, Lagerung und/oder Klimabedingungen    Entstehung von Pilzen, die Mykotoxine produzieren (Fusarium, Aspergillus, Claviceps usw.), Aflatoxine in Futtermitteln
Giftpflanzen in Kulturen oder Futtermitteln    
Befall von Lebensmitteln (z. B. Mehl) mit Mutterkornpilz oder Mykotoxinen, Verunreinigung von Futtermitteln (z. B. Mais) mit Aflatoxin B1, das in die Milch gelangt, Kontaminierung mit Giftstoffen (z. B. Pyrrolizidinalkaloide)    
Kontaminierung des Bodens oder der Inputs    Persistente organische Schadstoffe (POP) wie Dioxine und PCB (polychlorierte Biphenyle),
Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Quecksilber    
POP-Rückstände in Lebensmitteln, Übertragung von Futtermitteln in Lebensmittel tierischen Ursprungs (z. B. PCB in Rinderfett),
Belastung von Lebens- oder Futtermitteln mit Schwermetallen, die für Mensch und Tier gesundheitsschädigend sind
Nutztierhaltung, tierische Produktion    Antibiotikaeinsatz    Entwicklung von Antibiotikaresistenzen

Louis Tamborini, BLW, Fachbereich Produktionssicherheit und Tierernährung, louis.tamborini@blw.admin.ch 

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