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Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über die kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungen der Agrarmärkte. Verschiedene Quellen bieten Informationen zu den Marktentwicklungen der wichtigsten Agrarrohstoffe. Diese unterscheiden sich hauptsächlich bezüglich der betrachteten Kulturen und Produkte, dem zeitlichen Horizont der Analyse (kurz-, mittel- oder langfristig) sowie der geographischen Systemgrenzen (Länderbetrachtung vs. globale Betrachtung).

Kurzfristige Betrachtung   

Obwohl die Verschlechterung der Erntebedingungen in den USA und in der EU in den vergangenen Wochen einen deutlichen Anstieg der internationalen Weizenpreise zur Folge hat, gehen die Experten des Agricultural Market Information System (AMIS) davon aus, dass die weltweiten Weizenlieferungen in den Jahren 2017/18 ausreichend bleiben. Die Lagerbestände werden Ende der Saison über ihrem bereits hohen Eröffnungsniveau liegen. Die globalen Maismärkte werden durch eine rekordhohe Ernte in der südlichen Hemisphäre gut versorgt. Die Gesamtaussichten für Reis und Sojabohnen bleiben ebenfalls weiterhin günstig. Ungeachtet dieser generell positiven Aussichten für AMIS-Kulturen in den Jahren 2017/18 wird die weitere Entwicklung stark von den Witterungsbedingungen in den Sommermonaten der nördlichen Hemisphäre abhängen.

Mittel- bis langfristige Betrachtung 

OECD-FAOAgrarausblick 2017 – 2026

Am 10. Juli 2017 publizierten die FAO und die OECD ihren gemeinsamen Ausblick auf die Agrarmärkte für die nächsten 10 Jahre. Gemäss den aktuellen Projektionen bis 2026 lassen sich folgende Kernaussagen zusammenfassen:

Die landwirtschaftlichen Märkte bleiben schwach;

Ein zukünftiges Wachstum in der Pflanzenproduktion wird hauptsächlich über steigende Erträge erreicht;

Der Agrarhandel wächst langsamer, reagiert aber verglichen mit anderen Sektoren weniger empfindlich auf schwache ökonomische Bedingungen;

Die realen Preise zeigen für die meisten landwirtschaftlichen Rohstoffe eine stabile oder leicht sinkende Tendenz.

Global gesehen war das Jahr 2016 charakterisiert durch eine Rekordproduktion bei den meisten landwirtschaftlichen Rohstoffen. In Kombination mit hohen Lagerbeständen bei den meisten Agrarerzeugnissen führte dies insbesondere bei Getreide, Fleisch und Milchprodukten zu weiter sinkenden Preisen. Bei Ölsaaten, Pflanzenölen und Zucker konnte 2016 dagegen eine leichte Erholung verzeichnet werden.

Gemäss den aktuellen Projektionen bis 2026 wird sich das Nachfragewachstum merklich verlangsamen. Hauptgrund hierfür ist eine sinkende Nachfrage einerseits nach Fleisch und Fisch in China und andererseits nach Biotreibstoffen.

Ernährungsunsicherheit wird weiterhin ein bedeutendes globales Thema bleiben. Allerdings wird den Projektionen zufolge bis 2026 die Kalorienverfügbarkeit in den am wenigsten entwickelten Ländern im Durchschnitt auf 2450 kcal pro Tag und in anderen Entwicklungsländern auf mehr als 3000 kcal pro Tag steigen. Gleichzeitig bringt das Auftreten sämtlicher Formen von Fehlernährung in vielen Ländern neue Herausforderungen mit sich.

Wie jedes Jahr beinhaltet der OECD-FAO-Agrarausblick ein Spezialkapitel. Dieses Jahr widmete sich der Bericht den Ländern Südostasiens. Diese Länder verzeichneten ein starkes Wirtschaftswachstum und eine schnelle Entwicklung des Agrar- und Fischereisektors. Positiv wirkte sich diese Entwicklung auf die Unterernährung aus, welche in der Region in den letzten Jahren deutlich verringert werden konnte. Gleichzeitig führte diese Entwicklung allerdings auch zu steigendem Druck auf die natürlichen Ressourcen, von dem insbesondere die exportorientierte Fisch- und Palmölindustrie betroffen ist. Gemäss den Projektionen bis 2026 wird das Produktionswachstum bei Palmöl stark nachlassen, da sich die wichtigsten Erzeugerstaaten auf nachhaltige Entwicklung konzentrieren.

Michael Hartmann, BLW, Fachbereich Internationales, Nachhaltige Entwicklung, Ernährungssysteme, michael.hartmann@blw.admin.ch
Martijn Sonnevelt, BLW, Direktionsbereich Internationale Angelegenheiten

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